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GEOweg Hermannstal


Besondere Steine auf dem Seefelder Plateau spielen seit alters her eine besondere Rolle. Bei der ersten Erwähnung Seefelds aus dem Jahre 1022 heißt es: „Incipiens lapidibus, qui in silva Scarinca aput Sevelt positi sunt …“. Diese Steine auf dem Seefeld bezogen sich auf die Markung der alten Gaugrafschaft.

Aufmerksame Kirchenbesucher entdecken bei den Fundamenten der Pfarrkirche, die 1474 fertiggestellt wurde, Fundament- und Mauersteine, die im Kalkgebirge nicht vorkommen. Es sind von Eiszeitgletschern abgelagerte Findlinge, die auch bei Seefelder Häusern Verwendung fanden.

Der bei uns vorkommende Kalkstein ist mit seinen Klüften, Spalten und Rissen wegen des Bodenfrostes für Fundamente ungeeignet. Eine Besonderheit bei der Kirche ist, dass Brekzie, ein Konglomerat, aus der Leutasch
herangeschafft und verbaut wurde.

Am heutigen „Volksaltar“ ereignete sich im Jahre 1384 das Hostienwunder mit Oswald Milser. Lange vor diesem
Ereignis wurde der Altar aus behauenen Findlingen aufgemauert und mit einer großen Schieferplatte abgedeckt.
In alten Dokumenten werden Grenzsteine zwischen den Diözesen Freising und Brixen, die sich in Unterseefeld
befanden, erwähnt. Dieser Teil von Seefeld gehörte bis um 1820, als die Diözesan- mit den Landesgrenzen in
Einklang gebracht wurden, zur alten Freisinger Diözese.

Findlinge verwendete man als Grenzsteine bei den Waldteilen. Wegen der Auffälligkeit und der glatten Oberfläche wurden auch Wegmarkierungen angebracht.

In heutiger Zeit werden jährlich tonnenweise Steine, vorwiegend aus dem Ötztal, für Böschungsverbauungen
mit Lastkraftwagen herantransportiert. Sie sind leicht an den Bruchstellen und Kanten zu erkennen. Sie wurden nicht durch Gletscher transportiert und sind daher nicht abgerundet. Es ist auch Mode geworden, besonders auffällige Findlinge zur Gartengestaltung im Inntal einzukaufen.

Doch zurück zur Eiszeit!
Allgemein spricht man in unserem Raum von vier großen Eiszeiten, wobei die Wissenschaft im Rahmen der Klimaforschungen immer mehr differenziert. Sicher ist, dass die stärkste Vereisung vor ca. 18 000 Jahren war und die Eismassen des Inngletschers bis über die absolute Höhe von 2 150 m reichten. Die Arnspitzen und die Seefelder Spitze mit ca. 2 200 m, die Reitherspitze mit ca. 2 400 m und die Hohe Munde mit ca. 2 600 m ragten gerade noch aus den Eismassen heraus, wie wir es von Bildern aus Grönland oder der Antarktis kennen. Wer die durch die Eismassen abgerundeten Geländeformen genau betrachtet, findet das bestätigt.
Einer Theorie nach soll der Patscherkofel bei Innsbruck mit seinen 2 250 m ebenfalls vom Gletschereis seine runde Form bekommen haben. Ob das auch für den Hohe-Munde-Ostgipfel mit 2 592 m gelten kann, wäre zu erforschen.

Sicher ist, dass die Eismassen der letzten Eiszeit vor ca. 12 000 Jahren rasch zu schmelzen begannen und die mittransportierten Steine aus den entfernten Gebieten nicht mehr weiterbewegt wurden. Sie blieben mit den gewaltigen Mengen Moränenschutt liegen und fanden immer Verwendung.

Da ganze Bibliotheken mit Büchern über die Entstehung der Alpen, ihre Geologie, die Eiszeiten usw. gefüllt sind, soll der GEOWEG ins Hermannstal nur ein Anstoß sein, sich mit der Faszination Steine näher zu beschäftigen.
Ein bescheidener Anfang ist gemacht. In den nächsten Jahren sollen weitere Details dazukommen.

Die Broschüre dazu ist im Büro des Tourismusverbands Seefeld erhältlich.