Logo

Laudate Dominum

20 Jahre Seefelder Orgel 1993 - 2013





„LAUDATE DOMINUM“ – lobet den Herrn: Diese Widmung ließ Pfarrer Mag. Egon Pfeifer auf dem Orgelprospekt, der durch Erwin Schwenniger farblich gefasst worden war, anbringen. Damit war das große Vorhaben, in der Pfarrkirche zum Hl. Oswald eine neue Orgel zu installieren, abgeschlossen.
 
Pfarrer Pfeifer weihte die Orgel am 8. Dezember 1993. Das feierliche Hochamt gestaltete der Kirchenchor Seefeld unter der Leitung von Helmut Holy. Es kam die Orgelsolomesse von Diabelli zur Aufführung. Die Orgel spielte Mag. Gabriele Puhl.

Seit der ersten Erwähnung im Jahre 1320 machte die Pfarrkirche eine wechselvolle, aber stets bedeutende Geschichte durch. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurden immer wieder Verbesserungsar-beiten vorgenommen: die Neueindeckung der Kirche und des Turmes, die Sanierung des Tympanons, die vollständige Innenrestaurierung und Renovierung der Fresken, der Umbau der Sakristei und die Erneuerung des Fußbodens. Außerdem wurde vor der Kirche ein Priestergrab errichtet. Als krönender Abschluss sollte eine neue Orgel installiert werden. Bei der Nachkriegsorgel aus dem Jahr 1951 fiel eine Pfeife nach der anderen aus und eine Reparatur war fast unmöglich. Am 19. Jänner 1989 lud Pfarrer Cons. Franz Trutschnig die Vertreter folgender Institutionen in das Widum, um über den Ankauf einer neuen Orgel zu beraten:

Für die Pfarre: Pfarrer Cons. Franz Trutschnig, Nicole Vandenberghe
Für den Pfarrkirchenrat: Adolf Hiltpolt, AD i.R. Ernst Kriz
Für den Pfarrgemeinderat: Arthur Rauth, Mag. Gabriele Puhl
Für den Kirchenchor: Helmut Holy, Erwin Schwenniger
Für den Kulturring: SR Anton Triendl, Dir. Walter Reichart
Für den Tourismusverband: Obmann Karl Mayr, Dir. Walter Frenes
Für die Gemeinde: Bgm. Ing. Erwin Seelos, Dir. Gerhard Sailer

Die Mitglieder des vorbereitenden Arbeitsausschuss waren:
Obmann: Erwin Schwenniger
Stellvertreter: Helmut Holy
Kassier: Dir. Walter Reichart
Schriftführer: Dir. Gerhard Sailer

Nach dem Tod von Cons. Trutschnig ging die kirchliche Verantwortung an Prof. Raimund Jandl über. Bereits im November 1989 wurde entschieden, dass die Fa. Rieger in Schwarzach/Vorarlberg mit dem Bau der Orgel um den Betrag von S 4,863.000.- (€ 357,573.-) beauftragt wird.

In der Phase der optimalen akustischen Situierung der Orgel war dann bereits der neubestellte Seefelder Pfarrer Mag. Egon Pfeifer tätig. Nach reichlichem Überlegen beschloss man das Durchbrechen der Brüstung und den Neubau der Empore. 1992 wurde der Gestaltungsvorschlag des Architekten Mag. Siegbert Haas als zeitgemäßes Bauwerk gutgeheißen.


Barocke Empore im Rahmen der
Regotisierung der Kirche 1949
entfernt


Ansicht der Westwand
mit Renaissanceportal
und der Orgel von 1951


Nachfragen von Pfarrer Pfeifer über die Tragfähigkeit der Kapitelsaaldecke führten zu statischen Untersuchun-gen durch Dipl. Ing. Dr. Oswald Neuner. Das Ergebnis war, dass die zu erwartenden Belastungen und die vom Orgelbauer verlangte Genauigkeit des Bodens eine neue Decke erforderten. Das Problem wurde in Verbindung mit der Empore in hervorragender Technik ohne Beeinträchtigung des Kapitelsaales gelöst.

Die Orgel ist eine mechanische Schleifladenorgel mit 33 Registern auf drei Manualen mit Hauptwerk, Schwell-werk und Positiv. Es wurden 2.303 Pfeifen eingebaut.

Die Orgeldisposition erstellte Helmut Holy, die Planung nahm Wendelin Eberl vor, der Prospektentwurf stammt von Raimund Glatter-Götz, die Intonation erfolgte durch Gerhard Pohl.

Neben dem Historischen und dem Technischen möchte ich den Orgelbaumeister Christoph Glatter-Götz von der Fa. Rieger zitieren:

„Es ist eine Orgel unserer Zeit, des späten 20. Jahrhunderts. Mit einem Gesicht, einer Stimme und einer Technik, die unserer heutigen Zeit entspricht. Diese Orgel versucht mit einem Klangbild unserer Zeit die Wiedergabe eines möglichst breiten Spektrums der Orgelliteratur erlebbar zu machen, ohne dabei den Anspruch auf Authentizität zu erheben.“

„Diesem Klangideal entspricht das Äußere der Orgel: So farbig wie ihr Klang, so farbig ist auch ihr Gehäuse.
Dasselbe gilt für die Technik: Wenngleich nach den bewährten Prinzipien der mechanischen Schleifladenorgel gebaut, enthält sie, wo sinnvoll und notwendig, moderne Materialien und Technologien. Damit ist ein sensibles, leicht gängiges und störungsfreies Spiel auch unter widrigen klimatischen Verhältnissen möglich.
Auch die Elektronik hat in die Orgel Einzug gehalten: So können verschiedene Registrierungen vom Organisten gespeichert und auf Knopfdruck abgerufen werden. Eine große Hilfe bei der heutigen kirchenmusikalischen Aufführungspraxis.“


Dieses großartige Werk mit dem hervorragenden Zusammenwirken der Beteiligten feiert heuer am 8. Dezember sein zwanzigjähriges Bestehen.

Überschlagsmäßig wird die Orgel pro Jahr von Mag. Gabriele Puhl gespielt: an 52 Sonntagen und den Feiertagen, bei Hochzeiten, Taufen und Trauerfeiern (meistens in Verbindung mit dem Kirchenchor Seefeld), beim Vorabendgottesdienst spielt häufig Mag. Mathilde Sailer. Übungszeiten können großzügig dazugerechnet werden.

Jedes Jahr organisiert der Seefelder Kulturring mindestens zwei Orgelsolokonzerte mit international tätigen Organisten bzw. Orgelkonzerte in Verbindung mit Trompete, Posaune, Violine, Gesang, etc. Die renommier-testen Organisten loben die Seefelder Rieger-Orgel in den höchsten Tönen.

Sie wird alle zwei Jahre von der Fa. Rieger betreut, was wegen des großen finanziellen Aufwandes keine Selbstverständlichkeit ist.

Nehmen Sie den Einsatz der Orgel mal 20 Jahre und Sie sehen, was für weittragende Entscheidungen vor 20 Jahren getroffen wurden und welche Bedeutung die Orgel für das Seefelder Gemeinschaftsleben hat.

Gerhard Sailer