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Die Prozessionsfahnen der Pfarrkirche Seefeld

Restaurierte Männerfahne | Weinrote Männerfahne | Burschenfahne | Jugendfahne | Frauenfahne

Photos und Texte: Gerhard Sailer, Lektorat: Inge Hoffmann


Bei den drei Prozessionen in Seefeld - Fronleichnam, Herz-Jesu-Sonntag und Schutzengelsonntag - werden 5 Fahnen mitgetragen: zwei Männerfahnen, eine Burschenfahne, eine Jugendfahne und eine Frauenfahne.

Pfarrerbichl 2011 und Fahnen in der Kirche

Nach dem nationalsozialistischen Regime, bei dem keine Fahnen erlaubt waren, begann der Seefelder Restaurator Erwin Schwenninger in den späten 40er Jahren des 20. Jahrhunderts die Fahnen aus dem Depot zu holen und mit dem Restaurieren zu beginnen.
Die Männerfahne, auf der die Aufnahme Mariens in den Himmel und Jesus mit dem Apostel Petrus dargestellt ist, wurde in mühseliger Arbeit wiederhergestellt. Die andere Männerfahne mit den Bildern eines Schutzengels und Oswald Milsers bekam einen vom Textilhändler Schonger besorgten weinroten Stoff und einen neuen Schaft. Auch die Burschenfahne mit der Abbildung des hl. Antonius und des hl. Josef war äußerst desolat. Die Familien Schwenninger und Triendl konnten für diese Fahne in Bozen einen venezianischen Goldbrokat auftreiben. Der Tischler Josef Tauber fertigte einen neuen Schaft.
Die Jugendfahne mit den Bildern von Oswald Milser und dem wundertätigen Kreuz findet keine besondere Erwähnung.
In den 80er Jahren wurde unter maßgeblicher Mitwirkung von Mag.a Susanne Moncher die Frauenfahne mit den Bildern der hl. Anna mit Maria und der Pietà aus dem Depot geholt. Sie wird seither von den Frauen in Seefelder Tracht mitgetragen.

Quelle: Erwin Schwenninger auf DVD von STV Rabe-Film unter dem Titel "Prozessionsfahnen" vom 12.06.2007



Die restaurierte Männerfahne


Die Fahne zeigt auf der einen Seite die Aufnahme Marias in den Himmel, mit einem Adler im rechten unteren Eck, auf der anderen Seite ist Jesus mit Simon Petrus zu sehen.

Mariä Himmelfahrt Mariä Aufnahme in den Himmel
Maria Himmelfahrt oder Vollendung Mariens ist ein Hochfest der römisch-katholischen Kirche und wird am 15. August, auch Hoher Frauentag genannt, begangen. An diesem Tag werden in Tirol Landesauszeichnungen (Verdienstmedaille, Verdienstkreuz) an besonders verdiente Persönlichkeiten überreicht, sowie Lebensretter-medaillen und die Berechtigung zur Führung der Bezeichnung Erbhof.
Der Glaube an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel ist seit dem 16. Jahrhundert belegt und wurde 1950 von Papst Pius XII für die römisch-katholische Kirche zum Dogma erhoben.

Johannes, der Evangelist (Adler)
Johannes ist der Verfasser des gleichbenannten Evangeliums, der Offenbarung des Johannes und der Johannes-Briefe. Nach traditioneller Auffassung ist er identisch mit dem Apostel Johannes, dem Lieblingsjünger Jesu.
Das Evangelisten-Symbol des Johannes ist der Adler, der auf dem Bilder der Fahne abgebildet ist.


Jesus mit Simon Petrus Jesus und Simon Petrus
Die Darstellung auf dem Bild zeigt die Szene des Messiasbekenntnis des Simon Petrus (Mt. 16, 16-20):
   "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!"
Jesus antwortete darauf mit einer besonderen Zusage:
   "Selig bist du, Simon Baronja; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen und die Mäche der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein."

Quelle: Diözese Linz



Die weinrote Männerfahne


Während auf der einen Seite der Fahne die Begebenheit um Oswald Milser zu sehen ist (siehe dazu auch "Das Hostienwunder zu Seefeld 1384 - eine Mappe in 22 Sprachen"), ist auf der anderen Seite ein Schutzengel mit Kind abgebildet.

Ein Schutzengel ist nach mythologischer und theologischer Vorstellung ein zum Schutz eines Landes, eines Ortes oder einer Person zugeteilter Engel.
Die Verehrung der Schutzengel in der Liturgie der katholischen Kirche hat sich vor allem im 15. und 16. Jahrhundert verbreitet. In der darstellenden Kunst hatte das Schutzengelmotiv seinen Ursprung bei den Nazarenern und wurde ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert durch die sogenannten Schutzengelbilder zunehmend beliebter.

Quelle: Wikipedia

In Seefeld wird die Schutzengelprozession am ersten Sonntag im September abgehalten. Bei allen drei Prozessionen wird die Statue des Schutzengels mitgetragen. Seit Jahren stellen Mitglieder der Bergrettung die Träger.



Die Burschenfahne


Auf der "Burschenfahne" sind der hl. Josepf und der hl. Antonius abgebildet. Da der Stifter der Fahne unbekannt ist, kennen wir die Gründe für die Wahl der Heiligen nicht. Im Zusammenhang mit Seefeld sehen wir Joseph als Patron der Arbeiter und den hl. Antonius als Schutzheiligen der Bergleute.
Auf beiden Bildern ist das Jesuskind abgebildet, das sich den Heiligen zuwendet. Die Lilien gelten als Symbol der Reinheit und Unschuld. Sie sind das Sinnbild der hl. Maria und jener Menschen, die sich dem Patronat der Gottesmutter unterstellen.

Burschenfahne Vorderseite
Joseph von Nazareth
Die früheste Erwähnung seines Festes am 19. März scheint um 850 n. Chr. auf. Dieser Gedenktag wurde wohl in der Absicht festgelegt, das Fest der Minerva, der römischen Göttin der Handwerker, zu ersetzen. 1497 erklärte Papst Sixtus IV. diesen Tag zum offiziellen Festtag des Heiligen, nachdem
der Josephskult besonders von Bettelorden gefördert worden war.
Das Fest „Heiliger Joseph, der Arbeiter“, hat Pius XII. 1955 eingeführt. Es
soll Joseph mit dem Tag der Arbeit am 1. Mai in Verbindung bringen.
Seine Attribute sind: Jesuskind auf dem Arm, blühender Stab, Lilie, Winkelmaß
Er ist Patron der ganzen katholischen Kirche (Ernennung 1870 durch Pius IX), einer Reihe von Staaten und einer großen Anzahl von Zielgruppen (z.b. Familien, Waisen, Arbeiter, Zimmerleute, Reisende, etc.) und wird bei unterschiedlichen Ursachen von Verzweiflung angerufen. Neben dem hl. Georg ist Joseph von Nazareth auch Landespatron von Tirol, wo er am 19. März besonders gefeiert wird.

Quelle: www.heiligenlexikon.de


Burschenfahne Rueckseite
Antonius von Padua
Antonius wurde um 1195 in Lissabon in eine portugiesische Adelsfamilie geboren und starb am 13. Juni 1231 in Arcilla bei Padua. Er war Franziskaner, Theologe und Prediger, gilt als Heiliger und ist einer der 35 Kirchenlehrer der römisch katholischen Kirche.
Mit 15 Jahren wurde Antonius Augustiner-Chorherr. Er studierte in Lissabon und Coimbra, 1220 trat er zu den Franziskanern über. Er fiel durch seine außergewöhnliche Redebegabung auf und galt schon zu Lebzeiten als bedeutenster Prediger seiner Zeit.
Antonius wird in der Franziskanerkutte und seit dem 15. Jahrhundert oft mit dem Jesuskind auf dem Arm und einer Lilie dargestellt. Über seinem Grab in Padua erhebt sich die mächtige Basilica di Sant´Antonio, die seit Jahrhunderten Ziel vieler Pilger ist.
Der Heilige ist Schutzpatron von Städten sowie der Bäcker, Schweinehirten, Bergleute und Sozialarbeiter. Er wird bei Unfruchtbarkeit, Fieber, Pest, Schiffbruch, Kriegsnöten, Viehkrankheiten und auch für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände angerufen. Ebenso soll er bei der Partnersuche helfen. Zudem soll er zu einer guten Geburt, zum Altwerden und zu einer guten Ernte verhelfen. Besonders bekannt ist sein Patronat über die Armen.

Quelle: Wikipedia


Die Jugendfahne


Auch auf der Jugendfahne ist wie auf der weinroten Männerfahne die Darstellung der Legende um Oswald Milser im Jahre 1384 zu sehen (siehe dazu die Beschreibung des Ereignisses im Buch aufgelegt vor der Blutskapelle in der Pfarrkirche Seefeld oder "Das Hostienwunder zu Seefeld 1384 - eine Mappe in 22 Sprachen").

Wundertätiges Kreuz
Auf der anderen Seite der Fahne ist eine Szene mit der Wallfahrerin, zu der Jesus vom Kreuz sprach, dargestellt.
Das Kreuz stand in einer Kapelle auf dem Friedhof der Pfarrkirche. Eine Wallfahrerin aus dem Oberinntal betete unter dem Kreuz. Da spach eine Stimme vom Kreuz zu ihr: "Deine sindt seindt dir vergeben, wie dem schächer auf dem creiz. Erschein wiederumb einmal."
Dieses Kreuz wurde später an der Straße nach Mösern aufgestellt. Auch hier bewies es seine Wunderkraft. Erzherzog Leopold V. war bei einem Jagdausflug vom Kreuz so beeindruckt, dass er spontan beichtete. Er ließ zum Schutz des Kreuzes die Heiligkreuzkapelle bauen, die 1666 eingeweiht wurde. Sie ist besser unter der Bezeichnung "Seekirchl" bekannt und wurde zu einem Seefelder Wahrzeichen.


Die Frauenfahne


Die Bilder auf der Frauenfahne sind im Stil der Nazarener, einer Kunstrichtung des 19. Jahrhunderts, gemalt. Dieser Stil war lange Zeit verpönt und fand erst am Ende des 20. Jahrhunderst wieder Anerkennung.
Auf der einen Seite der Fahne zeigt das Bild "Anna, Maria lesend lehrend" (Anna, Maria und ein Buch), die andere Seite ist eine Pietà.

Die heilige Anna war die Mutter Marias und damit die Großmutter Jesu Christi. Ihre Verehrung erreichte im 15. und 16. Jahrhundert einen Höhepunkt. Sie war lange Zeit die Lieblingsheilige Martin Luthers und Kaiser Maximilians.

Beide Bilder zeigen Maria bekleidet in einem blauen Mantel. Blau gilt als die Farbe der Reinheit und kam bei Marienfesten zum Einsatz. In der römisch-katholischen Farbsymbolik ist Blau die Farbe der Gottesmutter und eine liturgische Farbe.
Die Farbe Blau verknüpft aber auch Göttliches, Himmlisches und Irdisches. Sie ist Mittler des Menschen für die Gegegenwart Gottes, sie wird zur Farbe des Glaubens und der Treue.
Diese Vermittlerrolle nimmt Maria als Himmelskönigin in einen blauen Mantel gehüllt ein.

Quellen: Farbimpulse.de Kunstdirekt Wikipedia